Wurlawy

Die Wurlawy – Wilde Spreewaldfrauen

In alten Zeiten gingen die jungen Mädchen während der Winterzeit mehrmals wöchentlich zur Spinnstube, um dort aus dem Flachs feine Fäden zu spinnen, die später zu Leinwand verwebt wurden. Man arbeitete und sang dabei in froher Gemeinschaft. Wenn aber die Uhr die zehnte Abendstunde schlug, wurde Schluss gemacht, und alle eilten nach Hause; denn wer noch länger spann, den besuchten die Wurlawy. Das waren Geister in Frauengestalt, die aus dem Walde kamen. Sie brachten einen Korb voll Werg und Spindeln und schoben ihn den Spinnerinnen zum Fenster hinein; die mussten dann in einer Stunde alles Werg verspinnen. Brachten sie das nicht fertig, so wurden sie von den Wurlawy umgebracht. Waren die Mädchen aber klug, dann überlisteten sie die Wurlawy und waren frei. So wird es von zwei Müllerstöchterern erzählt, die einmal bis nach zehn Uhr sponnen. Auf dem Heimwege erschienen ihnen die Wurlawy und verlangten, dass die Mädchen zu hause einen ganzen Korb Spindeln vollspinnen sollten. Um die Waldgeister loszuwerden, sagten die Mädchen zu, spannen aber auf jede Spindel nur einen einzigen Faden und schoben dann den Korb zum Fenster hinaus. Die Wurlawy erbosten sich sehr und schrien: „Das hat euch der Teufel gelehrt!“, verschwanden aber schließlich doch, und die Mädchen kamen mit dem Leben davon.


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